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PFARRKIRCHE
ST. PETER UND PAUL

Pfarrkirche St. Peter und Paul

Chamerau

Die Geschichte der Pfarrei St. Peter und Paul

Der heutige Ortsname „Chamerau“ weist Verbindungen zu zwei mittelalterlichen Namen auf. Rechts des Regens lag eine Burganlage mit Namen Chamerau, während die Zivilsiedlung und Pfarrei links des Regens noch bis etwa 1600 in Quellen als Lengau auftaucht. Beide Namen nehmen mit ihrer Endung „-au” Bezug auf das mittelhochdeutsche Wort „ouwe“, das mit „wasserreiches Wiesenland” zu übersetzen ist, wobei es hier eine seichte Stelle zum Durchqueren des Regenflusses gab. Die beiden anderen Namensteile beziehen sich einerseits auf das nahe Cham, andererseits auf das mittelhochdeutsche „lenge”, was heute mit „lang” zu übersetzen ist.

Einen ersten schriftlichen Beleg für den Ortsnamen Chamerau findet man im Jahr 1298, als mit „Eisenrico Chamerawer” erstmals ein Mitglied des Adelsgeschlechts der Chamerauer auftaucht, die als Ministerialen in Ostbayern lange Zeit eine bedeutende Rolle spielten. So nannten sie sich selbst die „Landherren des Bayerischen Waldes“, nahmen aber auf die kirchlichen Verhältnisse in Lengau keinen Einfluss. Stattdessen errichteten sie 1393 im nahen Chammünster mit der Sankt-Anna-Kapelle eine eigene kleine Begräbniskirche.

Die erste urkundliche Erwähnung der Pfarrei selbst erscheint 1326 im Pfarreienverzeichnis der Diözese Regensburg als „Lengnaw”. Sie taucht wieder 1361 in einer Urkunde der beiden Pfalzgrafen bei Rhein, Ruprecht der Ältere und Ruprecht der Jüngere, auf, die Lengau zusammen mit Sattelpeilnstein, Eschlkam, Kötzting, Rimbach, Blaibach, Miltach und Moosbach an Herzog Albrecht I. von Bayern-Straubing-Holland versetzen, wodurch Chamerau von der Kurpfalz zurück zu Bayern kam.

Über 100 Jahre lang finden sich dann keine Aufzeichnungen mehr zur Pfarrei. Erst im Jahr 1477 taucht wieder ein Brief auf, der mit „Ich Elspet, weylandt Herrn Hannssen Pfarrers von Lengaw Dienerin” beginnt, und 1495 erscheinen in einer Urkunde „gueter, die sannd Peter zu Lenngaw zugehörn”.

Ein Zusammenwachsen und schließliches Verschmelzen der beiden heutigen Ortshälften sieht man in Kirchenmatrikeln aus dem Jahr 1600, als von „Cameraw alias Lengau” die Rede ist. Auf einer Karte der bayerisch-böhmischen Grenze von 1611 kann man die beiden, damals durch eine Holzbrücke verbundenen Ortsteile gut erkennen. Die Kirche, ein Vorgängerbau des heutigen Gotteshauses, stand bereits am selben Platz wie heute und war ebenfalls nach Osten ausgerichtet, auch einen Kirchturm mit hohem spitzem Dach erkennt man an seiner heutigen Stelle.

Zu dieser Zeit, im Jahre 1580, taucht im Chambischen Registraturbuch eine Hinneigung mehrerer Pfarrangehöriger zu den evangelisch-lutherischen Gottesdiensten auf, denn in der Zeit der Reformation wechselten die Oberpfalz und somit auch Erzdekan Oswald Ruland samt Stadt und Landgericht Cham 1572 zum Protestantismus über. Das Herzogtum Bayern blieb aber katholisch und das katholische Dekanat ging damit auf Kötzting in Niederbayern und von dort 1589 auf Chamerau über, was sich im Visitationsbericht von Dr. Johann Hylin über das „Decanatus Chamerau” 1590 zeigt. Der Dekanatssitz blieb so lange in Chamerau, bis Stadt und Landgericht Cham zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges durch Kurfürst Maximilian I. von Bayern 1621 erobert und die katholische Religion in der Oberpfalz wiederhergestellt wurde.

Die Wirren des Dreißigjährigen Krieges machten in den Jahren 1618 bis 1648 auch vor Chamerau nicht halt. So ist aus dem Saalbuch der Pfarrei zu entnehmen, dass im Jahre 1633 die Kirche und der Pfarrhof von schwedischen Truppen niedergebrannt wurden und dann 33 Jahre lang in Asche lagen. Erst 1668/69 errichtete man ein neues hölzernes Pfarrhaus, das genau 200 Jahre lang stand, bevor in den Jahren 1869/70 die gegenwärtigen Gebäude des Pfarrhofs als großer Vierseithof neu erbaut wurden. Gemeinsam mit dem hölzernen Pfarrhaus wurde ab dem Jahr 1668 auch die Pfarrkirche im Barockstil neu aufgebaut und blieb bis heute von weiteren Zerstörungen verschont.

Zu dieser Zeit erstreckte sich die Pfarrei Chamerau noch über ein weit größeres Gebiet als heute. So berichtete der damalige Pfarrer Andreas Kerschbaumer in einem Antwortschreiben an die Diözese Regensburg über den „Status Parochia Cammeroviensis”, dass damals die heutige Nachbarpfarrei Miltach eine Filialkirche Chameraus war. Dies blieb Miltach, bis sie im Jahr 1947 zu einer eigenständigen Pfarrei erhoben wurde.

1895 gab es eine große Renovierung der gesamten Kirchenanlage in Chamerau und in den Jahren 1959 und 1960 fügte man im Südwesten den modern gestalteten achteckigen Erweiterungsbau an.

Stefan Münsterer

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